Angefangen hat alles im Mai 2012 bei einem Spaziergang. Damals wohnte ich gerade frisch im 15. Bezirk und war auf Entdeckungstour durch die mir noch unbekannte Gegend. Was ich nicht erwartet hatte zu finden, war ein Gemüsebeet hinter einem Skatepark und eine Gärtnerin, die mir sagte: „ Das ist ein Guerillagarten. Wenn du Lust hast, dort hinten ist noch genug Platz.“ Und mit diesen wenigen Worten war nichts mehr wie vorher.
Als Kind hatte ich die Sommer immer bei meiner Großmutter am Land verbracht und konnte mich dort im Garten austoben, Schnittlauch ernten, Blumen gießen und Suppe aus Wiesenblumen kochen. Die restliche Zeit lebte ich in einem Gemeindebau in Atzgersdorf und Natur war zwar nah, aber mit einer Autofahrt in den Maurer Wald oder auf die Perchtoldsdorfer Heide verbunden. Sobald ich „erwachsen“ war, bin ich dann in die Stadt gezogen und meine Liebe und Leidenschaft für alles Blühende, Wachsende und Gärtnerische ist in einen tiefen Dornröschenschlaf gefallen.
Und plötzlich bietet mir eine Wildfremde ein Stück Land an und Dornröschen erwachte. Gleich am nächsten Tag bin ich losgezogen, habe erste Jungpflanzen besorgt und in einem freien Eck des Längenfeldgartens eingegraben. Eine Gießkanne lag immer irgendwo herum um beim Trinkbrunnen Wasser zu holen. Mehr braucht es nicht. Auf einmal war ich Gärtnerin. So einfach.
In den folgenden zwei Jahren lernte ich dabei viele Leute der Umgebung kennen, habe Geschichten von Gemüsegärten der Kindheit oder der Heimat erzählt bekommen und erstaunten Stadtkindern noch unreife Erdbeeren gezeigt. („Ja, die werden noch rot und dann sehen sie aus wie die aus dem Supermarkt. Schmecken aber besser!“).
Der Stadtgarten hatte bei jedem, der ihn entdeckte, Erstaunen und Neugierde ausgelöst. Und schon bald war er ein fixer Bestandteil nicht nur meines Alltags sondern der vieler Anrainer, die regelmäßig vorbeispazierten um beim Wachsen zuzusehen. Wo vorher ungenützte Grünfläche war, ist Natur und Gemeinschaft entstanden. Zaun gab es (und gibt es bis heute) keinen und trotzdem wurde kaum etwas kaputtgemacht oder ausgerissen. Auch Regeln gab es damals kaum , außer vielleicht:
In den vergangenen Jahren ist der Längenfeldgarten stetig weitergewachsen und hat immer mehr Menschen angezogen, die dem Trubel der Großstadt einen Moment lang entschlüpfen wollten. Denn nichts erdet mehr, als ein bisschen in der Erde zu graben. Da der Garten durch die Liebe und das Engagement der jetzigen GärtnerInnen jedes Jahr prachtvoller wird, bin ich sicher, dass er noch lange bestehen bleibt.
Mich selbst hat es durch puren Zufall 2014 wieder zurück in meinen Heimatbezirk Liesing verschlagen. Die Erfahrungen, die ich im Längenfeldgarten machen durfte, waren so positiv, dass ich nun daran arbeite, hier etwas Ähnliches aufzubauen. PANAMA (PArtizipativ NAchbarschaft MAchen) ist der Versuch, einen Ort in Liesing zu schaffen, wo man sich wieder verbinden kann – mit der Natur und der Nachbarschaft. Alles was es dazu braucht ist ein Stück Erde, Wasser, ein paar Pflanzensamen und Zeit.
Julia